Der Inbegriff des Türbeschlages ist heute die „Türklinke“, oder fachterminologisch korrekter ausgedrückt, der „Türdrücker“. Dabei ist dieser im Formenschatz der Beschläge eine recht junge Erfindung!

Schlüssellochschilder, Stoßgriffe, Ringgriffe und alle möglichen Formen von Zierbeschlägen kennt man mindestens seit dem Mittelalter. Der Türdrücker aber ist ein ausgesprochenes Kind des späten 19. und vor allem des 20. Jahrhunderts.

Bis in das 18. Jahrhundert waren Schlösser der herrschenden Oberklasse vorbehalten. Da es keinerlei vorgefertigte Teile gab, mussten die Handwerker alle Bestandteile des Schlosses von Hand und ohne Maschinenwerkzeuge herstellen. Alle Arbeitsschritte wurden von einem einzelnen Handwerker ausgeführt. Das machte Schlösser zu teuren Luxusobjekten, die man reich verzierte.

Dies veränderte sich erst in der zeit um 1750. In Zusammenhang mit der Philosophie der Aufklärung und dem Aufkeimen der modernen Ingenieurswissenschaften, kamen neue Produktionsmethoden auf, die neue Schlosstypen hervorbrachten. Von Frankreich ausgehend entstanden in ganz Europa Manufakturen, in denen jetzt arbeitsteilig produziert wurde.

Im Zuge dieser Entwicklung entstanden neue, recht schlichte Formen von Kastenschlössern, die für breitere Schichten erschwinglich waren. Eine Neuerung dieses Typs war es, dass diese Schlösser neben dem festen Riegel auch eine bewegliche Falle besaßen. Diese konnte durch Drehung eines Vierkantstabes, der in eine sogenannten „Nuss“ gesteckt wurde, zum Öffnen ins Schloss eingezogen werden. Zur Bedienung verwendete man in der Regel einen runden, oder ovalen Drehgriff.

Da die ovalen Griffe in ihrer Form an Oliven erinnerten, werden noch heute alle möglichen Formen von Drehgriffen als „Oliven“ bezeichnet.

Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts tauchen neben den Oliven auch die ersten Drücker auf. Sie sind zunächst so kurz, dass man sie nicht mit der Hand umfasste.

Endgültig setzen sich Drücker mit der Industrialisierung durch. In den Fabriken tritt um 1900 eine neue Schlossform seinen Siegeszug an: das Einsteckschloss. Da das Schloss im Industriezeitalter keine Statussymbol mehr ist, kann man es auch vollständig in der Tür verstecken. Auf die Tür kommen dafür schön gestaltete Beschläge und nun fast immer eben auch ein Türdrücker.

Echte Klinke

Echte Klinke

Wie Anfangs angedeutet stimmen im Falle des Drückers, bzw. der Klinke der umgangssprachliche und „Fach“-Name nicht überein. Dabei hat sich die heutige „Türklinke“ ihren Namen nur geliehen, denn zu ihrer Entstehungszeit gab es noch „echte Türklinken“, die heute fast vollkommen in Vergessenheit geraten sind.

Vor allem in Berlin fand man um 1900 häufig an Türen einen Griff, an dessen Oberseite sich ein Hebel befand, der mit dem Daumen heruntergedrückt wurde. Der Hebel hob auf der anderen Seite der Tür eine sogenannte „hebende Falle“ aus einem „ausgeKLINKTEN“ Beschlag. Der der „echten“ Türklinke ihren Namen gab.